Nicht länger die Konzerngeschichte verschweigen
16. Dezember 2021
Hiermit teilen wir eine Text von Herrn Ulrich Sander zu der unzureichenden Auseinandersetzung mit den Verstrickungen der Konzerngeschichten von Krupp und Tengelmann zu den Verbrechen während des Nazi-Regimes.
Außerdem möchten wir darauf hinweisen, dass die VVN-BdA Broschüre „Krupp – die blutige Spur der Dynastie“ jetzt beim VVN Essen erhältlich ist.
Nicht länger die Konzerngeschichte verschweigen
Enthüllungen zur Geschichte von Krupp und Tengelmann
Die Krupp-Stiftung in der Villa Hügel wolle ihre Vergangenheit erforschen, berichtet die VVN-BdA Esssen. Und die Grünen verlangen die Abschaffung der Bezeichnung „Tengelmann“ für eine Bushaltestelle in Essen. Zwei Meldungen aus Essen, mit denen das Thema der Verbrechen der deutschen Wirtschaft 1933-1945 aufgegriffen wird.Mit Erstaunen wird neuerdings oft geäußert, dass die Konzerne Zwangsarbeiter:innen ausbeuteten. Das ist längst bekannt. „Es seien Kriegsverbrechen, die zumeist nicht geahndet wurden. Aber spät thematisiert ist besser als gar nicht thematisiert,“ sagte dazu Margret Rest.
Die Stiftungschefin Ursula Gather räumte zu Alfried Krupp ein: „Er hat ohne Zweifel Schuld auf sich geladen“. Die Krupp-Stiftung wolle sich eingehender mit der Zwangsarbeiter-Vergangenheit des Unternehmens und den Kriegsverbrechen des letzten Alleininhabers der Firma Krupp befassen. Über die Schuld der Krupps sei „keineswegs alles gesagt und geschrieben worden“, sagte Stiftungschefin Ursula Gather bei einer Abendveranstaltung in der Essener Villa Hügel mit Blick auf Alfried Krupp von Bohlen und Halbach. Die Stiftung befasse sich derzeit erneut mit dieser Thematik. „In der Nachkriegszeit geschah dies eindeutug unzulänglich“, so Frau Gather, die Vorsitzende des Stiftungskuratoriums ist. Es sei bekannt, dass die Firma Krupp Zwangsarbeiter beschäftigt habe, auch jüdische. „Der Namensgeber unserer Stiftung wurde nicht zuletzt dafür in den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen verurteilt“. Im Juli 1948 verhängten Richter der US-Militärjustiz eine Haftstrafe. Bereits im April 1945 war Alfried Krupp auf dem Gelände der Villa Hügel festgenommen worden. Bis Anfang 1951 blieb er in Haft.
Die Direktorin des Jüdischen Museums Berlin, Hetty Berg, hielt einen Festvortrag in der Villa Hügel: „Wenn ich diesen prachtvollen Ort sehe, erinnert er mich daran, dass Hitler mit den in den Krupp-Werken hergestellten Waffen mein Heimatland, die Niederlande, angegriffen und besiegt hat. Und dass Mitglieder meiner Familie – zu der Zeit, als die Bewohner dieses Hauses zu immer größerem Reichtum kamen – als Juden entrechtet, verfolgt, vertrieben, enteignet und – viele – ermordet wurden.“ (Zitate aus: Neue Rhein/Ruhr Zeitung NRZ, 29. 10. 21)
Grüne: Bushaltestelle umbenennen
Das Schild Erns-Tengelmann-Ring in Heisingen erinnert an einen Wirtschaftsführer, der schon 1930 der NSDAP beitrat. Die Grüne fordern nun einen neuen Namen; zumindest der gkeichnamigen Haltestelle der Ruhrbahn müsse einen anderen Namen bekommen. Ernst Tengelmann (1870-1954) war ab den 20er Jahren einer der mächtigsten Wirtschaftsführer der Ruhrindustrie und trat 1930 der NSDAP bei, mithin bereits drei Jahre vor der Machtübernahme der Hitler-Partei. Dass für die Ehrung Tengelmanns ausgerechnet eine Straße in Heisingen ausgewählt wurde, hing mit der Zeche Carl Funke zusammen, die zum Besitz der Essener Steinkohlenbergwerke AG gehörtde, der Ernst Tengelmann als Generaldirektor vorstand. Tengelmann hatte zudem maßgeblichen Anteil an der Finanzierung der Nazi-Partei und wurde später „Wehrwirtschaftsführer“. Zeitweise war Tengelmann wichtiger Mitarbeiter des Industriellen Friedrich Flick, der in den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen wegen Förderung der Zwangsarbeit und Plünderung besetzter Gebiete zu sieben Jahren Haft verurteilt worden war.