Nachruf auf Trude Simonsohn
25. Januar 2022
Trude Simonsohn, Antifaschistin und Verfolgte des Naziregimes, die zwei Konzentrationslager überlebte und Frankfurts erste Ehrenbürgerin wurde, ist am 6. Januar 2022 im Alter von 100 Jahren gestorben. Simonsohn, geboren am 25. März 1921 in Olmütz in der damaligen Tschechoslowakei, war nach dem Einmarsch der Hitlerarmee 1939 in den Widerstand gegangen. Sie organisierte die Flucht von Juden aus dem Deutschen Reich nach Palästina, wurde 1942 verhaftet und ins Konzentrationslager Theresienstadt gebracht. 1944 wurde Simonsohn von dort weiter ins Vernichtungslager Auschwitz deportiert.Sie und ihr Ehemann, den sie im KZ kennenlernte, überlebten. Nach dem Krieg half Trude Simonsohn in der Schweiz Überlebenden und Traumatisierten – und setzte sich für Versöhnung ein. Gleichzeitig engagierte sie sich schon früh in der Frankfurter jüdischen Gemeinde und der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes. Die Stadt Frankfurt verlieh ihr als erster Frau überhaupt im Oktober 2016 in der Paulskirche die Ehrenbürgerwürde. „In Frankfurt und Umgebung hören die Menschen, vor allem viele junge Menschen, mir zu. Sie verstehen mein Schicksal – und sie zeigen Zivilcourage gegen Unmenschlichkeit heute“, sagte Trude Simonsohn zu diesem Anlass. Bis ins hohe Alter berichtete sie vor Schulklassen, in Vereinen und Institutionen als Zeitzeugin über ihre Erlebnisse im Dritten Reich.Dabei war sie insbesondere mit der Arbeit des Studienkreises Deutscher Widerstand und der VVN-BdA und deren Geschichts- und Erinnerungsarbeit verbunden. In ersten Erklärungen würdigte Salomon Korn, der Vorstandsvorsitzende Jüdischen Gemeinde Frankfurt Trude Simonsohn als „eine bemerkenswerte, herausragende Frau, die stets zum Wohle ihrer Mitmenschen gehandelt hat“. Der Direktor der Bildungsstätte Anne Frank, Meron Mendel, twitterte: „Ich habe noch nie so einen starken und lebensfröhlichen Menschen gekannt.“Die VVN-BdA Hessen unterstrich insbesondere ihr unermüdliches Engagement als Zeitzeugin und ihr Eintreten für eine Welt des Friedens und der Freiheit. Sie sei stets voller Hoffnung und Mut gewesen und glaubte an eine bessere Welt, die aus ihrer Vergangenheit gelernt habe, wie auch Salomon Korn betonte.
Kreisvereinigung Kassel und Bundessprecher der VVN-BdA