Zur Rundfahrt „Die wandelbare Gedenkkultur zur faschistischen Zeit erfahren“

29. Oktober 2025

ein Bericht von Margret (VVN/BdA-Essen) mit Fotos von Britta (VVN/BdA-Essen)

Am 18. Oktober 2024 lud die VVN/BdA NRW interessierte Mitglieder zu einer Rundfahrt ein unter dem Motto „Die wandelbare Gedenkkultur zur faschistischen Zeit erfahren“

Die Fahrt begann vor der Gedenkstätte „Steinwache“ in Dortmund, die vor 33 Jahren als Mahn- und Gedenkstätte eröffnet wurde. Ulrich Sander erzählte von diesem alten Polizeigefängnis, in dem zur Nazizeit mehr als 66.000 Menschen festgehalten und vielfach durch die Gestapo misshandelt wurden. Bis Mitte diesen Jahres befand sich eine Ausstellung „Widerstand und Verfolgung in Dortmund 33-45“, die ursprünglich von ehemaligen Widerstandskämpfern und Opfern des Faschismus geschaffen wurde. Jetzt soll diese Ausstellung in den nächsten drei Jahren umgestaltet werden. Leider ist dann zu befürchten, dass dann viele Zeitzeugenberichte nicht mehr ausgestellt werden und vor allen Dingen die Rolle der Industrie im Ruhrgebiet während der Nazizeit nicht mehr thematisiert wird. Es liegt an uns, dies zu verhindern.

Der zweite Stopp war vor dem ehemaligen Bochumer Verein. Dort erwartete uns Günter Gleising, der uns von der Geschichte der Häftlinge der vielen KZ-Außenlagern berichte, die hier schuften mussten. Eine Entschädigung dafür hat der Bochumer Verein zur Zeit seines Bestehens nie geleistet. Auch der Künstler Marcus Kiel war anwesend, um uns eine von ihm geschaffene Installation vorzustellen. Es war ein großes Rohr, symbolhaft für die Häftlinge, die bei Bombenangriffen keine Schutzräume aufsuchen durften und hier versuchten etwas Schutz zu finden. In einiger Entfernung liegt auch noch eine Stolperschwelle, die an die Qualen der Menschen erinnert.

Dann fuhren wir nach Neuss und nach einer Mittagspause erläuterte uns eine Mitarbeiterin des Neusser Stadtarchivs sehr detailreich die Geschichte des Neusser Widerstandes und der Umgang der Bevölkerung und der Politik mit dem Gedenken. Immer wieder wurden Gründe gefunden, Straßen oder Plätze nicht nach Widerstandskämpfern zu benennen. Als Kompromiss wurde erst vor einigen Jahren eine Gedenktafel mit Namen der Ermordeten am Rathaus angebracht.

Dann gingen wir zu einer Stele zur Zwangsarbeit in Neuss, die sich am Hafenbecken befindet. In Neuss befanden sich mehrere große Firmen, die alle von der Zwangsarbeit profitierten. Alle, bis auf eine, sahen keinen Grund dafür, Entschädigungen zu zahlen. Ebenfalls in Neuss befand sich die Firma Bauer & Schauerte, die Teile für Kriegsgeräte herstellte und dafür drei Zwangsarbeiterlager unterhielt. Unser Mitglied Georg Sitterz berichtete von den Bemühungen der VVN/BdA Neuss auf dem ehemaligen Gelände eine Gedenkinstallation zu errichten, da auf dem Gebiet der Firma ein neues Wohnviertel errichtet werden soll. Mahnend haben wir an einer alten Fabrikmauer provisorisch ein Schild angebracht, auf dem die Geschichte der Firma und der Umgang mit ihren Zwangsarbeitern geschildert wurde.

Der letzte Halt befand sich an einer Landstraße in einem Waldstück in Kalkum. Dort befand sich ein Bombenräumkommando, dass unter Aufsicht von Wehrmachtssoldaten, nicht explodierte Bomben entschärfen mussten. Da die Häftlinge keine Fachleute waren, sind bei diesen Arbeiten auch Menschen ums Leben gekommen. Und wie auch in vielen anderen Städten erzählte uns Georg Sitterz von Kriegsendverbrechen in dieser Gegend, beim Vorrücken der Alliierten.

Es war ein langer, sehr interessanter und informativer Tag, den wir mit der VVN/BdA NRW erlebt haben.