Rede der DGB-Jugend zur Baumpflanzung bei der Gedenkstättenfahrt am 13.04.2019
29. April 2019
Rede des DGB zur Baumpflanzung bei der Gedenkstättenfahrt am 13.04.2019
Ein Baum zum Gedenken an 522 jüdische Frauen
Baumpflanzung nahe des ehemaligen Rüstungsbetriebs Gustloff-Werk I in Weimar zum Gedenken an 522 jüdische Frauen
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
verehrte Anwesende,
es ist mir eine Freude, dass ich heute stellvertretend für die Jugend des Deutschen Gewerkschaftsbundes der Region Mülheim-Essen-Oberhausen hier auf dem Gelände der Weimar Werk GmbH zu euch sprechen darf. In der Nähe befand sich in den 1940 iger Jahren der Rüstungsbetrieb Gustloff Werk I. Dort mussten viele Häftlinge des KZ Buchenwald Sklavenarbeit verrichten. Aber nicht nur dort mussten Häftlinge des KZ Buchenwald schuften.
So erinnern wir heute Im Rahmen des Projektes „1000 Buchen“ des Lebenshilfewerks Weimar/Apolda e. V. an die 522 jüdischen, überwiegend ungarischen Häftlingsfrauen, die meisten im Alter zwischen 14 und 25 Jahren, die zur Zwangsarbeit in den Kruppschen Betrieben in Essen selektiert worden waren. Sie waren in Baracken des KZ-Außenlagers Buchenwald an der Humboldtstraße in Essen unter unmenschlichen Bedingungen untergebracht, bei kastrophaler Ernährung und ohne jeglichen Schutz bei Bombardierungen. Im Krupp Walzwerk II leisteten sie auch an Hochöfen körperliche Schwerstarbeit ohne jede Schutzkleidung. In der ersten Zeit konnten die Häftlingsfrauen mit der Straßenbahn zur Arbeit fahren. Die Linie wurde jedoch nach der Zerstörung der Gleise durch Bomben bald eingestellt, so dass die Frauen bei klirrender Kälte zu Fuß in klobigen Holzschuhen, z.T. ohne Socken oder nur mit Stofffetzen an den Füßen, jeden Tag sieben Kilometer zu ihrem Arbeitsort laufen mussten. Nach ihrer harten 12-stündigen Arbeit mussten sie erschöpft wieder den langen Rückweg zur Humboldtstraße antreten. Prügel und andere Strafen durch SS- und Krupp-Wachmannschaften gehörten zum Alltag. Es gab jedoch auch Krupp-Arbeiter, die den Frauen Brot zusteckten oder sogar zur Flucht verhalfen. Am 15. März 1945 wurden die Frauen über ein Männeraußenlager des KZ Buchenwald in Bochum ins Konzentrationslager Bergen-Belsen geschickt, wo sie am 23. März 1945 eintrafen. Danach verlieren sich ihre Spuren.
Heute erinnern wir an die 522 weiblichen Häftlinge und pflanzen als DGB-Jugend Region MEO diesen Baum mit der dazugehörigen Gedenktafel. Uns ist es ein großes Anliegen, immer wieder der vielen Opfer der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft zu gedenken und die Erinnerung wach zu halten. Gerade in Zeiten, in denen sich alte und neue Nazis sich wieder verstärkt zu Wort melden, ist es wichtig, das kritische Bewusstsein gegen heutige Alt- und Neunnazis zu Stärken. Nichts ist schlimmer als das Vergessen. Wir wollen immer wieder aufzeigen, dass es nie wieder Faschismus geben darf und es wichtig ist, sich für Frieden, Freiheit und Demokratie einzusetzen.
Denn: nur gemeinsam sind wir stark !!!